Wärme, Strom, Erdgas, Treibstoffe

Veröffentlicht am 22.10.2009 in Allgemein

Güssing als Vorbild: Konnersreuth könnte Pionier auf dem Weg zur energieautarken Region werden

„Mein Ort war bis vor 20 Jahren landwirtschaftlich geprägt, jetzt gibt es dort keine einzige Kuh mehr“, sagte Bernhard Deutsch, Bürgermeister der Gemeinde Strem in der Modellregion Güssing im Burgenland: Im Technik- und Forschungszentrum Güssing arbeiten derzeit 26 Wissenschaftler aus halb Europa. Über 1100 zusätzliche Arbeitsplätze sind dort in den vergangenen zehn Jahren geschaffen worden.

Bürgermeister Deutsch aus der Modellregion GüssingMehr in Bayern unterwegs als daheim sei er zurzeit, so Deutsch und kam gleich zur Sache: „In Strem erzeugen wir dreimal soviel Energie, wie wir eigentlich brauchen.“ Als Drehscheibe des Güssinger Modells bezeichnete er das Technologiezentrum, das auf fünf Säulen beruht (Hintergrund). „Wir haben in Strem die erste Biogasanlage Österreichs gebaut.“ Heute liefere die Region Energiekonzepte in die ganze Welt.
Deutsch berichtete von erarbeiteten Energiekonzepten für Lhasa, die
Hauptstadt Tibets. Göteborg solle bis 2012 energieautark sein. „Wir können aus eigener Kraft aus Holz Erdgas machen, wir brauchen Herrn Putin nicht“.

Öko-Tourismus floriert
Alleine in Deutschland und Österreich würden derzeit rund 100 Projekte
betreut, die energieautark werden wollen. Gestiegen sei der Öko-Tourismus. Jährlich kommen bis zu 50 000 Besucher, wobei innerhalb von sieben Jahren die Übernachtungszahlen verzehnfacht worden seien. Die Kosten für Energie könnten nun in der Region bleiben. „Wir erzeugen Wärme, Strom, Erdgas und Treibstoffe. Unsere Region lebt sehr gut davon“.
Bis Ende 2010 sollen alle Energieformen in der Region produziert werden
können. Bis 2013 werde Strom für das ganze Burgenland selber erzeugt.
In Güssing hätten sich mehr als 50 neue Firmen angesiedelt, darunter drei Industriebetriebe. „Leute die früher wegzogen, bleiben jetzt hier bei uns und viele kommen sogar zurück“. Dr. Peter Moser vom Kompetenznetzwerk
Dezentrale Energietechnologien trat für die Nutzung des regionalen Energiepotenzials ein.
Seiner Meinung nach hat die Windenergie die besten Chancen. „Unsere
Wertschöpfung soll vor Ort sichtbar werden und nicht in neuen supermodernen Hotelanlagen in Dubai“, sagte er. „100 Prozent aus erneuerbaren Energien sind möglich, Konnersreuth könnte da ein Pionier werden, hier sind genügend Potenziale vorhanden“. Gerhard Schneider, Herr über 23 000 Hektar Staatswald im Landkreis, stellte den Forstbetrieb
Waldsassen vor. Jährlich werden bis 165 000 Festmeter Holz geschlagen,
der Zuwachs pro Jahr beträgt 230 000 Festmeter. Schneider sagte, der
Landkreis Tirschenreuth besteht zu 47 Prozent aus Waldflächen, dies sind
51 000 Hektar Fläche. Konnersreuth hat einen Waldanteil von 33 Prozent,
Pechbrunn 74 Prozent, Waldsassen 49 Prozent, Mitterteich 35 Prozent.

Holz Rohstoff der Zukunft
Schneider zeigte sich überzeugt, „Holz ist der Rohstoff der Zukunft“.
Er habe festgestellt, dass seit zwei Jahren mehr Brennholz verkauft wird
als zuvor, auch angesichts der gestiegenen Energiepreise. Biomasse-Holzkraftwerke werden zunehmend an Bedeutung gewinnen, sagte er. Abschließend betonte der Forstdirektor, „die Zeit ist reif für ein Energiekonzept im Landkreis Tirschenreuth“.

Viele Gäste aus Oberfranken
Zu Beginn der Konferenz hieß SPD-Ortsvorsitzender Siegfried Zitterbart
die Gäste willkommen. Im Publikum waren auch Zuhörer aus Oberfranken.
Mit dabei auch stellvertretender Landrat Herbert Hahn, die Bürgermeister
Max Bindl (Konnersreuth) und Stefan Göcking (Arzberg), sowie Kreis-, Stadt- und Markträte.

Hintergrund „Die ärmste Region Österreichs“
Bürgermeister Deutsch schilderte in seinem Vortrag kurz die Anfänge, wie es zum Güssinger Modell kam. „Wir waren 45 Jahre Grenzregion zu Ungarn, viele Menschen verließen ihre Heimat, Arbeit gab es kaum. 1988 waren wir die ärmste Region Österreichs“. Das entscheidende Jahr war 1989, als der Beschluss im Güssinger Stadtrat fiel, jetzt endlich etwas zu tun. „Wir wollten den 100-prozentigen Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung und wurden damals in ganz Österreich belächelt“.
Es habe freilich Schwierigkeiten und Probleme geben. „Sie waren gegen uns und heute haben wir sie alle auf unserer Seite“, so Deutsch über frühere Zweifler.

 

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